Lesung
Leander Steinkopf erzählt in seinem Debüt Stadt der Feen und Wünsche (Hanser) von einem, der sich verläuft in der eigenen Stadt, ein absichtsloser Flaneur, der eine klappernde Blechbüchse vor sich her kickt, während die anderen mit Funktionieren beschäftigt sind. Man folgt ihm, und hinterher möchte man selbst rausgehen, Zeit haben, Gegenwart erleben.
Ein Sommermorgen, die Stadt leuchtet. Die Menschen sind unterwegs, und einer läuft ihnen entgegen und hat nichts vor. Er läuft von der Mitte, wo jeder ein Ziel hat und junge Eltern auf deprimierende Weise alles richtig machen, an die Ränder, wo es zwischen Spielkasinos und Backshops auch nicht besser ist, nur anders. Wer ist er? Kein Rebell, eher ein zärtlicher Menschenfeind, ein romantisch veranlagter Pessimist, der Verfall sieht, wo andere Pläne schmieden. Einer, der die verhasste Stadt mit dem Blick eines Verliebten betrachtet. Und am Abend, wenn er sie vor unseren Augen verwandelt hat, übernachtet er nicht bei der traurigen Frau, sondern bei der anderen, die das Leben leicht zu nehmen versteht, und möchte am Morgen nichts lieber als bleiben, doch er bricht wieder auf: »Wenn ich bliebe, würde ich die Sehnsucht vermissen.«
Leander Steinkopf, 1985 geboren, studierte in Mannheim, Berlin und Sarajevo, promovierte schließlich über den Placeboeffekt. Er arbeitet als freier Journalist für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, veröffentlicht literarische Essays im Merkur und schreibt Komödien für das Theater. Er lebt in München.