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Lulu Obermayer

Schwester

Julian Baumann

Schwester ist ein Musiktheaterprojekt von Lulu Obermayer über Schwesternschaft, Gemeinschaft und die jahrhundertealte Praxis von Spiritualität, Wissen und gemeinschaftlichen Lebensformen in Frauenklöstern. Im Zentrum stehen Modelle des Zusammenlebens, die Frauen über Jahrhunderte eine Alternative zu Ehe und familiären Verpflichtungen boten und Räume von Bildung, Autonomie und Solidarität eröffneten. Ausgehend von Giacomo Puccinis Suor Angelica und Francis Poulencs Dialogues des Carmélites arbeitet die Performance mit den musikalischen Strukturen und Libretti der Opern und verschränkt Stundengebet, liturgische Gesänge und die Klangwelt der Klöster mit elektronischer Musik von Pantha Du Prince.

Die Arbeit verbindet das Opernmaterial mit historischen Quellen und autobiografischen Schriften von Ordensschwestern und ist geprägt von Obermayers eigener Nähe zu klösterlichen Räumen – einer Schulzeit an einer Klosterschule und wiederholten Aufenthalten in Klöstern. Im Austausch mit Ordensfrauen, insbesondere den Zisterzienserinnen von Kloster Mariazell, entstehen musikalische, soziale und spirituelle Linien, die die Opernvorlagen neu rahmen. In Schwester rückt ein Lebensraum in den Vordergrund, der aus dem öffentlichen Blick geraten ist und dessen überlieferte Formen von Gemeinschaft, Fürsorge und Widerstandskraft bis heute weiterwirken. Die Performance untersucht einen historischen und zugleich gegenwärtigen Frauenraum, der ästhetische, politische und spirituelle Resonanz entfaltet.


Sprache / Language: Deutsch / German
Dauer / Duration: ca. 70 min


Schwester is a music-theatre project by Lulu Obermayer that explores sisterhood, community, and the centuries-old practices of spirituality, knowledge, and communal life in women’s monasteries. At its center are forms of living together that, for hundreds of years, offered women an alternative to marriage and familial obligations, opening spaces of education, autonomy, and solidarity. Drawing on Giacomo Puccini’s Suor Angelica and Francis Poulenc’s Dialogues des Carmélites, the performance works with the musical structures and libretti of the operas, weaving together the Liturgy of the Hours, monastic chant, and the acoustic world of the cloister with electronic music by Pantha Du Prince.

The work links the operatic material with historical sources and autobiographical writings by nuns, and is shaped by Obermayer’s own proximity to monastic contexts — a childhood spent at a convent school and repeated stays in monasteries. In dialogue with nuns, particularly the Cistercian community of Kloster Mariazell, musical, social, and spiritual lines emerge that reframe the operatic originals. Schwester brings into focus a way of life that has slipped from public view, whose inherited forms of community, care, and resilience continue to resonate. The performance examines a historic and contemporary women’s space in which aesthetic, political, and spiritual dimensions converge.

Kurzbiografien

Lulu Obermayer ist Regisseurin, Performerin und Dramaturgin. Ihre Arbeiten bewegen sich zwischen Performance, Oper und Musiktheater und untersuchen weibliche Figuren, Erinnerungskultur und Formen von Gemeinschaft. Ausgehend vom europäischen Kanon entwickelt sie performative Re-Interpretationen historischer Stoffe. Mit Rachel und ich war sie zu Radikal jung eingeladen und wurde dort mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Ihre Arbeiten wurden u. a. an den Münchner Kammerspielen, den Sophiensaelen, DeSingel und am Steirischen Herbst gezeigt.

Gefördert durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München und den Fonds Darstellende Künste aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.