Eine deutsch-jüdisch-deutsche „Familienangelegenheit“
Joanna Jakutowitcz, Marlene Rösch
Die 1930er-Jahre in den früheren Ostgebieten Deutschlands: NS-Gauleiter Koch will die große Mühlenanlage der jüdischen Familie Meyer “arisieren”. Familie Meyer wehrt sich lange gegen Boykott und Terror. Schließlich übernimmt ein neuer Inhaber die Mühlenwerke: Gutsbesitzer Georg Dabinnus. Familiengeschichten und Dokumente geben Raum für Spekulationen. Mühleninhaber Hans Joseph Meyer und Georg Dabinnus sind damals befreundet. Aber ist nicht ein Dabinnus-Verwandter im Dienst des Gauleiters Spezialist für Arisierungen? „Manager des Teufels“ nennt man ihn. Das Ehepaar Meyer versucht in Berlin das Dritte Reich auszusitzen, aber wird schließlich, ebenso wie andere Familienmitglieder, deportiert.
Zum Auftakt des Theaterprojektes Die Mühlengeschichte kommen im Februar nachgeborene “Familienvertreter” der Meyers und Dabinnus’ im HochX zusammen. Diese Geschichte beschäftigt beide Familien bis heute – aus verschiedenen Blickwinkeln. Trotz guten Willens lauern im Schatten des Holocaust Verstrickungen, Abgründe und auch Fragen an uns selbst. Denn die alten Gespensterfratzen feiern in den Sozialen Medien neuen Hass und Hetze.
Station 1 am 16.2.: Der Unfall Recherche-Performance an der Luitpoldbrücke
Der rätselhaft-tragische Unfalltod der BR- Journalistin und Moderatorin Ingrid Andrae im Februar 1973 wirft die Frage auf, welche Rolle ihr Vater in der NS-Zeit spielte.
Station 2 am 25. und 26.2.: Puzzlestücke im HochX
Verstreute Fundstücke, unterschiedliche Aussagen und Familienerzählungen stehen neben Fakten der Zeitgeschichte – in einer Mischung aus Theaterperformance, musikalischem Intermezzo und offenem Gesprächsformat. Zu Gast sind Brigitte und Billy Meyer sowie der Historiker Christian Rohrer. Mit offenem Ausgang und wahrscheinlich neuen Fragen.
Vorschau: Nach geplanten weiteren Stationen in Berlin und Bartoszyce werden sich alle aufgefundenen Ereignisse, Gespräche und Dokument im Oktober 2023 zu einem Theaterstück im HochX verdichten.
Hinweis: Beide Stationen können unabhängig voneinander besucht werden.
Mit freundlicher Unterstützung durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München und die Maria-Wimmer-Stiftung.