Material- und Bewegungstheater
Erich Malter
Es ist ein tägliches Standhalten, Durchhalten, Aushalten, Abläufe wiederholen, sich Raum schaffen und Platz einnehmen. Diese Aktionen verortet Rafi Martin im Bereich der Kampfkünste und des Aufeinandertreffens von Körpern. Das Stück zeichnet seine Erfahrungen im Berliner Boxclub Boxgirls nach, ein Verein mit queerem und antirassistischem Fokus. Die immateriellen Mittel, eine gedachte Skulptur aus Licht und Klang werden materiell und zum Material, Licht und Klang werden zu physischen Spielpartnern.
Licht und Klang werden zu physischen Spielpartnern. So entsteht in diesem Solo ein Dreiklang zwischen Rafi Martins balancierendem Körper, den pulsierenden Lichträumen von Joachim Fleischer und der treibenden Klangkomposition von Méryll Ampe, orchestriert von Julika Mayer – eine Komposition mit Brüchen und Ausbalancierungen, die das Thema Gewicht in Schwingungen versetzt.
Wir tauchen ein in einen mentalen, physischen und symbolischen Raum.
Er spiegelt Körperzustände und das Innenleben, welche die Kampfkunstpraxis mit sich bringt.
Eine Zeremonie der Verlagerung von Gewichtszuständen und Gewichtungen.
Ein Ritual der Transformation.
Ein Ritual der Körpererfahrung.
Die Aufführung findet im Rahmen der Ausstellung (K)ein Puppenheim. Alte Rollenspiele und neue Menschenbilder (22.04.2023 – 07.01.2024 im Münchner Stadtmuseum) statt.
Dauer: 50 min.
Rafi Martin arbeitet im Bereich der darstellenden Kunst als zeitgenössischer Puppenspieler und ausgebildeter Anthropologe und Soziologe. Er entwickelt eine künstlerische Praxis, die die Animation des Materials mit einer Methodik der Feldforschung kreuzt und Fragen der Humanwissenschaften erforscht, indem er auf experimentelle Weise nach ästhetischen Formen sucht. Die Themen Gender, Migration, Wiederaneignung von Körpern und Identitäten sind in seinem Werk besonders präsent.
Rafi Martin und Julika Mayer arbeiten seit 2019 in besonderer Weise zusammen. Ihre Arbeiten widmen sich visuellen Theaterformen, die aus einer konkreten Beziehung zwischen Körper, Material, Licht und Raum entstehen. In diese Konstellation bringen ihre Projekte eine Dimension ein, die Fragen zu Gender, Migration und der Beziehung zum Lebendigen miteinander verflechten. Gemeinsam erforschen sie szenische Prozesse, in denen Feldversuche, in situ, auf performative Spielweisen treffen und die Ästhetik einer inneren Welt formen, die mit wissenschaftlichen und sozialen Prozessen in Dialog tritt.
In Kooperation mit der Gesellschaft zur Förderung des Puppenspiels e.V.
The ceremony of weight ist eine Koproduktion mit dem deutsch-französischen Koproduktionsfond Transfabrik für darstellende Künste (FR-DE), Internationales figuren.theater.festival Erlangen (DE), Festival Mondial des Théâtres de Marionnettes in Charlevilles-Mézières (FR), TJP Centre Dramatique National Straßburg – Grand Est (FR), BAFF! Basler Figurentheater Festival in Basel (SC) IMAGINALE internationales Theaterfestival animierter Formen.
Mit freundlicher Unterstützung durch die Stadt Stuttgart, NPN Stepping Out – Joint Adventure, das internationales Festival Fidena in Bochum, Fonds Darstellende Künste, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, das Programm NEUSTART KULTUR, FITZ! Theater animierter Formen in Stuttgart, Schloss Bröllin – Produktionszentrum für darstellende Künste und Boxgirls Berlin e.V. Mit freundlicher Unterstützung durch das Theater Rampe.