Konzert
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Wir tauchen wieder auf! Wagen uns ins Freie, ein bisschen blass, ein bisschen durchgeschüttelt. Die harten Zeiten sind vorbei, geschafft. Beinahe. Sicher? Naja. Sind wir nicht quasi immer noch im Wellenbad, nur nicht ganz so lustig? Und ist nicht längst Anderes hinzugekommen, das uns, im Wortsinne, existenziell beschäftigt?
Um diese Punkte dreht sich Made it – Most likely, das neue Projekt der Munich Contemporary Music Group (MCMG) und der Stimmkünstlerin Julia Wahren, gerade als CD beim Label NEOS erschienen. Es kreist um Desaster und Hoffnung, gestählte und strapazierte Nerven, vertraute und neue Sorge – und um die Frage: Wie machen wir, mal wieder, das Beste draus? Wir können Musik machen, aber wie und mit wem? Wie geht es den internationalen Künstlerfreund*innen, und wie können wir kooperieren?
Internationale Zusammenarbeit gehört für MCMG und Julia Wahren zum Programm, zuletzt in Live-Konzerten und Streams mit Kolleg*innen in Tiflis, die einen hier, die anderen dort. In Made it – most likely sind es Vertreter der jungen Musik-Avantgarde in Kuba, die ihre Gedanken, ihre Musik, ihre Klangwelten beisteuern. Die Grenzen sind dicht? Alle sind’s längst gewohnt und nutzen das Internet. Im analog-digitalen Miteinander entwickeln sich neue Improvisations- und Kompositionstechniken, die mit Distanzen, Sprachbarrieren und kulturellen Unterschieden spielerisch umgehen, elektronisch erweitert, in experimenteller Form, geboren aus der aktuellen Lage.
Dauer: ca. 75 min.
Das Ensemble MCMG (Munich Contemporary Music Group) wurde im Jahr 2017 gegründet und bringt zeitgenössische Musik in ungewöhnlichen Konzertsituationen zur Aufführung. Mit der Stammbesetzung Flöte, Klarinette/Saxophon, Kontrabass und Klavier realisiert die Gruppe Uraufführungen und kooperiert mit Künstler*innen verschiedenster Disziplinen. MCMG feierte mit seinen experimentellen Programmen mehrfach Erfolge auf dem renommierten Festival ‚Tbilisi Contemporary Music Evenings’ in Georgien. Mit dem Programm Made it – Most likely präsentiert das Ensemble nun beinahe ausschließlich Eigenkompositionen.
Karina Erhard (*1972) ist Spezialistin für zeitgenössische Kammermusik, Improvisation und Performance und sucht in ihrer Arbeit häufig Begegnungen mit anderen Disziplinen. Klang ist ihr zentrales Thema, weshalb das Instrumentarium beständig wächst. Neben sämtlichen Querflöten spielt sie Saxophon und nutzt Gitarrenpedale zur Klangerweiterung. Sie studierte Querflöte in Amsterdam und Utrecht und besuchte Meisterkurse. Mit ihren Ensembles sowie als Solistin gewann sie mehrere Preise (u.a. den Gaudeamus-Preis für Improvisation) und spielte auf nationalen und internationalen Festivals. Zahlreiche Komponist*innen widmeten ihr Stücke. Mit dem Projekt Roboterjazz, bei dem sie in Dialog tritt mit interaktiven Musikrobotern, ist sie weltweit zu Gast auf Festivals und Konferenzen zu zeitgenössischer Musik, Computer und Robotik. 2021 erhielt sie das Projektstipendium Junge Kunst/Neue Medien im Fach Musik der Landeshauptstadt München, wo sie derzeit lebt.
Der Kontrabassist und E-Bassist Georg Karger (*1956) tourte nach seinem klassischen Kontrabass-Studium und mehreren Meisterkursen viele Jahre im Showbusiness und spielte als Musiker bei Filmmusiken und Studioaufnahmen. Konzertreisen quer durch Europa führten ihn mehrfach von den schottischen Highlands bis nach Georgien. Sein aktuelles Thema ist das Verbinden von scheinbaren Gegensätzen wie Tradition und Innovation, Improvisation und Komposition, Konzert und Theater. Neben einer regen Konzerttätigkeit komponiert und produziert er z.T. preisgekrönte Musiken für Theater und Film. Außerdem widmet er sich dem Nachwuchs am Bass, gibt Workshops und ist Dozent in der Lehrerfortbildung.
Die in Tiflis geborene deutsch-georgische Pianistin Eka Kuparadze (*1975) trat bereits in ihrer Kindheit regelmäßig auf Musikfestivals auf (u.a. mit dem Orchester des Georgischen Rundfunks). Mit elf Jahren absolvierte sie ihre erste Konzertreise durch die Baltischen Staaten. Ihr Studium am Staatlichen V.-Saradjishvili-Konservatorium Tbilisi (bei Prof. Nino Katamadze) schloss sie mit dem Diplom als Konzertpianistin sowie in Liedgestaltung und Klavierpädagogik ab. Seit 2009 lebt und arbeitet Eka Kuparadze in München. Neben Kompositionen von Rachmaninow, Prokofjew und Schostakowitsch gilt ihr besonderes Interesse der zeitgenössischen Musik. Zu ihrer Konzerttätigkeit gehören zahlreiche Uraufführungen von Werken diverser Münchner Komponist*innen. Eka Kuparadze konzertiert regelmäßig auf internationalen Festivals. Sie ist Initiatorin/Co-Initiatorin internationaler Projekte.
Christoph Reiserer (*1966) ist Komponist, Klarinettist und Saxophonist. In München und Berlin studierte er Musikwissenschaft, Musikpädagogik und Philosophie. Seit 1998 entstanden Performanceprojekte wie up & down im Deutschen Museum München (2001), so far in Glasgow (2003) und fluX 2008 zum 850. Stadtjubiläum Münchens. Es folgten multimediale Arbeiten, darunter U-Musik in Münchner U-Bahnhöfen (2006), die Konzertinstallation some work im Museum Villa Stuck (2010) und tunnel ende bei den Klangspuren Schwaz (2010), sowie Musiktheaterprojekte wie Die Nacht des Brokers (2010) und President Jekyll (2012). Christoph Reiserer erhielt verschiedene Preise und Stipendien, u. a. 1997 einen zweiten Preis beim Leipziger Improvisationswettbewerb und 2009 den Förderpreis für Musik der Landeshauptstadt München. 2016 war er Artist-in-Residence in Košice/Slowakei und realisierte dort seine Installation turnaround mit visuellen Plattenspielern, Robotern und Live-Musiker*innen.
Die Stimmkünstlerin und Performerin Julia Wahren (*1968) hat in Detmold Musik studiert. Festengagements führten sie u.a. ans Deutsche Theater Göttingen und ans ETA-Hoffmann-Theater Bamberg. Seit 2006 lebt sie in München, macht Theater, Performance, Sound- und Voice Art, bei den Internationalen Händel-Festspielen Göttingen, beim Festival Public Art Munich 2018, am Hunter College und am Deutschen Haus New York City u.a.. 2018 entstand das Hörspiel Desperados oder Hitler geht ins Kino für den BR und 2019 der Film Schluss.Ton. Julia Wahren agiert auf Bühnen und im öffentlichen Raum, mit Kolleg*innen verschiedener Kunstsparten, so mit dem Konzeptkünstler Rudolf Herz, dem Ensemble Horizonte, Così facciamo und der Munich Contemporary Music Group. In ihren Projekten erforscht sie die Grenzen zwischen Genres und Formen, Improvisation und Komposition und schafft eigene künstlerische Synthesen, wie zuletzt die Multimedia-Performance Lurie’s Lyrics zusammen mit Rudolf Herz an den Münchner Kammerspielen.
Der Komponist Michael Emanuel Bauer (*1974) studierte Musikwissenschaft und promovierte in Jazzforschung. Er besuchte Kompositionskurse bei Karlheinz Stockhausen, Dieter Schnebel und Bernhard Lang. Eine langjährige Zusammenarbeit verbindet ihn mit dem Fassbinder-Komponisten Peer Raben. Bauer ist Träger des Leonhard-und-Ida-Wolf-Gedächtnispreises für Musik der LH München. Er arbeitete u.a. auf den Wiener Festwochen, auf der Münchener Biennale, am Deutschen Theater Berlin, an den Münchner Kammerspielen, am Residenztheater München, am Staatsschauspiel Dresden, auf den Festspielen Zürich und dem Kunstfest Weimar, u.a. mit Nurkan Erpulat, Thomas Krupa, Ulrich Rasche, Matthias Rebstock und Miriam Tscholl. Er schreibt für Konzert, Hörspiel und Arthaus-Film, hat Lehraufträge an den Universitäten Bayreuth und Hildesheim und ist Juror im International Antonìn Dvorák Composition Competition. Daneben publiziert er über Appropriation in zeitgenössischer Musik sowie über Komponiertes Theater.
Yasel Muñoz (*1996) studierte Flöte und Kammermusik in Holguín, Kuba, und absolviert aktuell ein Kompositionsstudium an der Universität der Künste in Havanna. Er spielt in zahlreichen Formationen Konzerte in ganz Kuba, mit Aufnahmen und Auftritten u.a. bei der Ludwig Fundation of Cuba, dem Jazz Plaza Festival, dem Pabellón Cuba, der Fábrica de Arte Cubano und dem Museum der Schönen Künste Havanna. Neben Kompositionen für seine verschiedenen Ensembles schreibt Yasel Muñoz auch Musik für Kurzfilm und Tanz. Er ist mehrfacher Stipendiat und Preisträger bei renommierten Wettbewerben in Kuba.
Mit freundlicher Unterstützung durch den Tonkünstlerverband Bayern e.V. aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst im Rahmen des Projekts Tonkünstler Live Special.