Fabian Helmich
Dem Tanzstück Rococons – Ein Bericht über Marie A. liegt der Roman Marie Antoinette: Bildnis eines mittleren Charakters von Stefan Zweig zugrunde. Es wird darin die Entwicklung einer kindlich unwissenden Persönlichkeit erzählt, die rigoros den Blick nach außen verweigert.
Dieser historischen Figur stellt die Choreographin Marie Nüzel eine Reihe charismatischer jugendlicher Leitfiguren aus unserer Zeit gegenüber, die aktiv in das Weltengeschehen eingreifen wollen und die Volljährigkeit noch nicht oder gerade eben erst erreicht haben.
Doch was macht es mit jungen Menschen, mit ihren Handlungs- und Entwicklungsspielräumen, wenn sie zu Akteur*innen politischer oder medialer Spielfelder werden? Wenn sie plötzlich eine globale Reichweite haben? Und wenn sie „Gedanken nicht der Gedankenlosigkeit, das Wesenhafte nicht dem Nichtigen, das Schwere nicht dem Leichten“ opfern? (Zweig)
Die Projekte der Choreographin und Performerin Marie Nüzel bewegen sich an der Schnittstelle zwischen Performance, Tanz und Dokumentation. In ihrem Stück Rococons verschränkt sie eine Auseinandersetzung mit Musik und Tanz des „siècle des petitesses“ mit aktuellen Fragen nach Macht und Ohnmacht, nach individueller Reife und kollektiver Verantwortung, nach politischem Aktivismus und oberflächlicher Selbstinszenierung in sozialen Netzwerken. Inspiriert von der historischen Figur der Marie Antoinette zeichnen vier Tänzerinnen und Musikerinnen das Portrait einer jungen Frau, die schon in jungen Jahren existenziellen Fragen ausgesetzt ist und an ebenjenen wachsen und scheitern muss.
Rococons – Ein Bericht über Marie A. hatte im Oktober 2019 im HochX Premiere. Die Wiederaufnahme ist vom 27.5. bis 30.5. als Video on Demand verfügbar.
Video on Demand
27.5. | ab 18 Uhr
28.5. | 29.5. | 30.5. | 24h
Karten: 10 € / 3 € erm.
Mit freundlicher Unterstützung durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München