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Um sich auf Proteste, Aufruhr und Krawalle vorzubereiten, inszenieren Bereitschaftspolizeien auf der ganzen Welt aufwändige, anhand von Skripten inszenierte Simulationen solcher Szenarien. Neben den „übenden“ Polizist*innen in Uniform, Sturmhaube, Helm und Rüstung spielen darin unter Anleitung „regieführender“ Ausbilder*innen außerdem Polizist*innen die Rollen der Protestierenden – sie skandieren politische Slogans, beschimpfen ihre Kolleg*innen, attackieren sie mit Wurfgeschossattrappen und tragen dabei Erkennungszeichen politischer Subkulturen – und werden umgekehrt selbst zum Ziel polizeilicher Maßnahmen. Ein genuines Polizei-Theater, das staatliche Logiken der Lesbarmachung und der Verwaltung von Räumen und Menschen im Dienste einer öffentlichen Sicherheit erfahrbar machen will. In Crowd Control transponieren sieben Performer*innen diese eigentlich als „Verschlusssache“ geltenden polizeilichen Taktiken und Praxen der Verkörperung, der Kategorisierung und der Probe in die Blackbox des Theaters: in eine vieldeutige Simulationsanordnung, in der die Grenzen zwischen der Logik des Theaters und der Polizei verschwimmen.
Dauer / Duration: ca. 70 Min (ohne Pause)
Sprache / Language: Deutsch / German (mit englischen Übertiteln / with english surtitles)
To prepare for protests, unrest and riots, riot police forces around the world stage elaborate scripted simulations of exactly such scenarios. In these exercises, not only do uniformed officers in balaclavas, helmets and body armor take part, but also fellow officers – under the direction of training instructors – perform the roles of protesters. They chant political slogans, insult their colleagues, attack them with mock projectiles, and wear the insignia of political subcultures – only to become targets of police interventions themselves. This is a form of genuine police theater, designed to make tangible the state’s logic of rendering spaces and people legible and governable in the name of public security. In Crowd Control, seven performers transpose these police tactics and practices – normally classified as “confidential” – into the black box of the theater: a deliberately ambiguous simulation setting where the boundaries between the logic of theater and the logic of policing begin to blur.
Oliver Zahn ist Theatermacher und Performer. Die Basis seiner choreografischen Performance-Essays bilden stets ausgiebige Recherchen – ethnografisch, archivbasiert und im verkörpernden Selbstversuch. Bisher u.a. entstandene Arbeiten sind: Situation mit ausgestrecktem Arm (2015, über die Kulturgeschichte der „Hitlergruß“-Geste); die Tanzfonds-Erbe-Produktion Zweiter Versuch über das Turnen (als Hauptaktion am HAU Hebbel am Ufer; die Arbeit setzt sich anhand der Geschichte und Praxis der deutschen Turnbewegung mit deutscher Identität und der Zugehörigkeit zum „Volkskörper“ auseinander) und die Arbeit Lob des Vergessens (über Vergessen als produktive soziale Praxis), sowie deren Online-Desktop-Fortsetzung Lob des Vergessens, Teil II. Im Dezember 2024 entstand die Solo-Performance Reinheit (über Zwang, Hygiene und Sicherheit) in Kooperation mit dem Ballhaus Ost. Im September 2025 erfährt Crowd Control, eine große Bühnenperformance über Bereitschaftspolizei und das Verwalten von Menschenmassen ihre Uraufführung im Festsaal der Sophiensaele.
Oliver Zahns Arbeiten werden auf wichtigen Festivals im deutschsprachigen Raum (u.a. Tanzplattform, steirischer herbst, Donaufestival, SPIELART, Kampnagel Sommerfestival, mehrfach bei IMPULSE) und an großen Häusern (u.a. HAU, Sophiensaele, Mousonturm, PACT, FFT, Tanzhaus NRW, Hellerau, Kaserne Basel, Münchner Kammerspiele) präsentiert und touren international (in Belgien, den Niederlanden, Italien, Spanien, UK, Polen, Frankreich, Rumänien, Tschechien, Ungarn, Slowakei, Tunesien, im Westjordanland, sowie in Indien).
Mehr zu Oliver Zahn: oliverzahn.de
Eine Produktion von Oliver Zahn in Kooperation mit den Sophiensaelen Berlin und dem HochX München. Gefördert durch den Fonds Darstellende Künste aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, den Kofinanzierungsfonds Berlin. Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Landeshauptstadt München – Kulturreferat.