Christina Gerg
„Muje“ bedeutet auf Koreanisch „unbetiteltes Gedicht“ und beschreibt zugleich den „Nebel auf einem fernen Meer, der wie Land erscheint“ – eine Illusion des Greifbaren und dennoch Unfassbaren. Diese Vorstellung von etwas Unendlichem, Weitem und Fernem, das uns dennoch vertraut erscheint, durchdringt denn auch die gesamte Performance des Duos Zinada. Muje ist auf der Suche nach einer anderen neuen Wahrnehmung von Harmonie, einer Harmonie voller Dissonanzen, die unseren Blick auf menschliche Koexistenz verändern möchte.
Die Struktur von Muje ist von Jazz-Improvisation inspiriert. Wie in Jazz-Soli suchen die vier Performer*innen nach einem Ausdruck ihrer Persönlichkeit durch ihre „Instrumente“, der mal unterbrochen wird, sich überlappt, zu einem Duett formt und sich stetig verwandelt. Tanz, Live-Musik und Licht bewegen sich durch diese Landschaft der Dissonanz wie Jazzmusiker*innen, mit sich ständig wandelnden Rhythmen und Bewegungen. Die Performer*innen bleiben als Individuen bestehen und erschaffen dennoch gemeinsam etwas Neues, etwas Zusammenhängendes.
Ein zentraler Bestandteil der Klanglandschaft von Muje sind die Piri und die Taepyeongso, zwei traditionelle koreanische Blasinstrumente. Die Instrumente sind tief in der koreanischen Musiktradition verwurzelt und untrennbar mit schamanischen Ritualen verbunden. In Muje wird diese rituelle Qualität nicht nur im Klang, sondern auch in der Choreografie und Bewegung aufgegriffen.
In seiner Erkundung von Koexistenz durch Dissonanz wird Muje zu einer Metapher für die Komplexität menschlicher Beziehungen. Kann Harmonie nur entstehen, wenn wir die Schönheit in der Dissonanz erkennen und akzeptieren, anstatt Unterschiede glätten zu wollen? In einem vielschichtigen Zusammenspiel von Klang, Licht und Bewegung lädt Muje das Publikum in einen Raum des Unbehagens ein und fordert es auf, das Unbekannte, das Verstörende und die unermüdliche Suche nach einem Gleichgewicht, das möglicherweise nie vollständig erreicht wird, zu feiern.
Dauer: 60 Min
Sprache: koreanisch
Das Kollektiv ZINADA wurde 2022 von den südkoreanischen Künstlern Jin Lee und Jihun Choi gegründet. Ihre Performances basieren auf der extremen Sensibilität des physischen Körpers, auf Wiederholung, Ritualen, Klängen, Stille, Bewegung, Emotionen und Alltagsgesten. Die Arbeiten von ZINADA sind eine ständige Suche nach der Schnittstelle zwischen Tanzperformance und verschiedenen Genres. Die kontinuierliche Rückkehr in den kreativen Raum, in dem sich ineinandergreifende Körper ständig gegenseitig durchdringen und informieren, und, die vertiefende Erforschung des Themas Performance. Sie ermöglichen individuelle Tanzperformances und schaffen einzigartige Welten, die die Sprache von Bewegung hervorbringen.
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Dieses Projekt wird ermöglicht durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München und durch den Bayerischen Landesverband für zeitgenössischen Tanz (BLZT) aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst. In Kollaboration mit dem HochX Theater und Live Art. Weitere Unterstützung von Tanzbüro München, Jasmine Ellis Projects und dem Rat&Tat Kulturbüro.