Eine coronasichere Hör-Spiel-Soloperformance
Franz Kimmel
Mitte der 1950er Jahre in einem Büro des BND in Pullach bei München: Ein Mitarbeiter und eine Mitarbeiterin, beide „Flüchtlinge”, lernen sich kennen und werden ein Paar. Das muss vorerst auch geheim bleiben. Da es noch keine SMS gibt, schreiben sie sich zahlreiche kleine Zettel, die sie sich im Büro zustecken. Darin: Liebessehnsucht und Treffpunkte, Verzweiflung und Freude, Zwänge der Nachkriegsgesellschaft. Die junge Bundesrepublik steht mitten im kalten Krieg. Die „Firma“, der „Dienst“ muss seinen Zweck erfüllen.
Es sind authentische „Kurzmitteilungen“, auf denen Burchard Dabinnus diesen dokumentarischen Theaterabend aufgebaut hat. Ein Spiegel deutscher Nachkriegsgeschichte. Nach fünf ausverkauften Vorstellungen im Juni 2019 ist Flüsterzettel jetzt in neuer Form als coronasicheres Solo auf der Bühne zu sehen. In dieser neuen Fassung konfrontiert sich Burchard Dabinnus vor Publikum mit den Stimmen der Vergangenheit, mit Hintergründen und Zeithistorischem, und mit seiner eigenen Geschichte. Zwischen den Zeilen der Liebeszettel, in den Leerstellen, die verdrängten Schatten der Vergangenheit: Das Schweigen über die deportierten jüdischen Freunde der Großeltern, die eigenen (Kriegs-) Erlebnisse, die dunkle Vergangenheit des BND. Eine fragmentarische, aber sehr persönliche Spurensuche.
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats der Landeshauptstadt München, der Maria Wimmer-Stiftung und der Kulturstiftung der Stadtsparkasse München