Eine theatrale Radioshow
Gina Penzkofer
Die Zukunft sieht düster aus: Politische und gesellschaftliche Spaltungen verhärten sich und die Illusion, dass der Mensch die Natur und Pandemien so einfach bewältigen könnte – verpufft. Ein Blick zurück in die Vergangenheit lässt Nostalgie aufkommen. Nach dem zweiten Weltkrieg versucht der neu gegründete Mehrvölkerstaat Jugoslawien eine gemeinsame Identität zu schaffen. Dafür wird ein gesamtjugoslawischer Sound propagiert. Der kommunistische Staat zerfällt jedoch und übrig bleibt ein hybrides musikalisches Phänomen: TURBOFOLK. Ein Mix aus Volksmusik, Techno, Pop, Rock, Trance und orientalischem Einfluss. Es ist der Soundtrack zum Aufstieg und Zerfall einer sozialistischen Utopie, der sich bis heute weiterentwickelt.
TURBOVOLK3000 widmet sich dem Musikgenre Turbofolk und setzt sich mit identitätsstiftenden Strukturen auseinander. In einer Live-Radioshow führt ein Moderator durch einen Abend voller Kitsch, Nostalgie, Genuss und Exzess. Eigentlich arbeitet er als Integrationsbeauftragter beim Sender. Sein Auftrag: Die Gründung eines neuen Volkes – das TURBOVolk. Wie schafft man Gemeinschaft, ein Gefühl von Zugehörigkeit? Bei TURBOVOLK3000 entfliehen wir der bitteren Realität. Wir wünschen uns Schönheit und Vergnügen, Leichtsinn und Reichtum. Die Welt ist aus den Fugen geraten – also verschreiben wir uns allen eine Dosis Eskapismus. Es wird TURBO-konsumiert. Mit ein paar Euros/Dinars wird in eine utopische Zukunft investiert. Pack die Geldscheine ein. TURBOVOLK3000 beansprucht eine Freistelle in einer anderen, schönen neuen Welt. Entledige dich deiner Selbst.
Turbo ist ein Kraftstoffeinspritzsystem des Verbrennungsmotors. Turbofolk ist das Brennen des Volkes. Wir sind das Turbovolk. Alkohol ist Turbovolk. Coca-Cola ist Turbovolk. München ist Turbovolk. Silikonbrüste sind Turbovolk. Konsum ist Turbovolk. Exzess ist Turbovolk. Eskapismus ist Turbovolk. Olaf Scholz ist Turbovolk. Spendenquittung ist Turbovolk. Dein Instagramprofil ist Turbovolk.
10.2. | 12.2. | 13.2. | 20 Uhr | Karten: 18 € / 10 € erm.
Vor der Vorstellung am 12. Februar findet um 19.15 Uhr eine Einführung statt.
Mit freundlicher Unterstützung durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München und die Richard Stury Stiftung.