9. Inklusives Theaterfestival
Inklusion, auf künstlerische Art gelebt: Beim 9. Grenzgänger- Festival des TamS treten Künstler mit Behinderung auf, die sich von ihrem vermeintlichen Anderssein nicht einschränken lassen. Im Gegenteil – sie präsentieren hervor- ragende Auftritte.
19.03. 19.30 Uhr – Ali
© Andreas Marini
Teatro la Ribalta (Bozen)
Ali
Tanztheater von Antonio Viganò und Julie Anne Stanzakv
Mit Michael Untertrifaller, Jason De Majo | Regie: Antonio Viganò | Choreografie: Julie Anne Stanzak | Text: Gianluigi Gherzi, Remo Rostagno, Antonio Viganò
ALI („Flügel“) erzählt von der Begegnung eines vom Leben enttäuschten jungen Mannes mit einem verwundeten Engel, der leiden und lieben möchte wie die Menschen. Neugierig und naiv wie ein Kind entdeckt der Engel die Erde und den Menschen und erlebt Gefühle, die er nicht kennt. Engel und Mensch begegnen sich, stoßen aufeinander, kämpfen, erkennen sich gegenseitig, halten sich aneinander fest und beginnen einen Tanz zwischen Leben und Tod. Unter Schutt und Stein begrabene Erinnerungen werden wiederentdeckt und langsam nimmt das Leben des Mannes wieder Form an, mit all seinen Freuden und Leiden. Der Kampf zwischen beiden verwandelt sich in ein grausames und poetisches Spiel. Dabei entdeckt der Mann seine Einzigartigkeit, denn seine Geschichte ist einmalig und nicht wiederholbar. Der Engel hingegen wird vor eine Wahl gestellt: Will er sein undefiniertes Dasein zwischen „Allem und Nichts“ weiterführen oder lieber eine genau definierte, irdische Identität annehmen und ausleben?
“Jason De Majo und Michael Untertrifaller durchspielen eine unendlich farbige Ausdrucksskala, brutale und zarte Sensationen werfen sie in den Raum, sie bewegen sich auf der Bühne mit Sicherheit und absoluter Körperkontrolle […]. Einfach Theater… eines von den besten.” (Antonio Audino, Il Sole 24 ore)
Die Genossenschaft Akademie der Vielfalt – Teatro la Ribalta wurde 2013 gegründet und ist ein in Italien einzigartiges Modell, um Ausgrenzung entgegenzuwirken und den Beteiligten eine berufliche und soziale Identität zu ermöglichen. Die Gruppe entwickelt Theaterprojekte für Kinder und Jugendliche, und die SchauspielerInnen bringen ihr künstlerisches Potential mit Leidenschaft zum Ausdruck, sie tanzen ihre Einzigartigkeit mit Poesie und spielen mit überzeugender Glaubwürdigkeit. Mit ihren kraftvollen und berührenden Inszenierungen ist die Gruppe regelmäßig zu Gast bei Festivals und hat dafür bereits mehrere Auszeichnungen erhalten.
Eine Koproduktion mit der Lebenshilfe Südtirol
20.03. 19.30 Uhr – heteronomous male
© Lukas Zavalia
Michael Turinsky (Wien)
heteronomous male
Soloperformance
Choreographie, Tanz, Bühne und Text: Michael Turinsky | Kostüm: Devi Saha | Musik: Ben Frost
Was mag es, vor allem in kinästhetischer Hinsicht, bedeuten, ein Mann zu sein und zugleich fremdbestimmt durch Abwesendes? Spielerisch changierend zwischen der Eigengesetzlichkeit des behinderten Körpers einerseits und der Gesetzeskraft von Choreografie und Sozietät andererseits, schwankend zwischen Eros und Hilflosigkeit, zwischen der Position des Kindes und der des erwachsenen Mannes, oszillierend zwischen Ernst und Ironie, zwischen Sinnlichkeit und Intellektualität, erkundet Michael Turinsky in heteronomous male die grundlegenden identitätsbestimmenden Achsen desjenigen Feldes, auf dem er sich als behinderter Mann und Tänzer bewegt.
Michael Turinsky lebt und arbeitet als Choreograf, Performer und Theoretiker in Wien. Sein Interesse gilt zum einen der eingehenden Auseinandersetzung mit der spezifischen Phänomenologie des als „behindert“ markierten Körpers, dessen spezifischem In-der-Welt-seins, dessen Verhältnis zu Zeitlichkeit und Rhythmus, Affekt und Affektproduktion, Geschlecht und Sexualität, Sichtbarkeit und Undurchsichtigkeit; und zum anderen der rigorosen Auseinandersetzung mit Diskursen rund um die produktive Spannung zwischen Politik und Ästhetik.
21.03. 19.30 Uhr – 7 tipi d’Amore
Teatro Fringe (Terni)
7 tipi d’Amore
Mit Fabio Barbarossa, Alessio Bernardini, Martina Barboni, Fabrizio Cavallari, Eugenia Pileri, Matteo Madolini, Irene Raggi, Laila Santirosi | Konzept und Regie: Sabina Proietti | Licht: Gianluca Conti
Was wir als positiv oder negativ, als gut oder böse empfinden, beruht auf vorgefertigten, kulturellen Denkmustern. Doch was ist wirklich wichtig für ein erfülltes Leben, und wie erreichen wir es?
Wir sehen sieben Schauspieler in sieben Bildern, die sich an die sieben Aspekte des Lebens anlehnen und der orientalischen Chakrenlehre entstammen: Das erste Bild behandelt den territorialen, materiellen Aspekt, das zweite den sexuellen und reproduktiven, das dritte schließlich den gesellschaftlichen Aspekt des Lebens. Der vierte Aspekt thematisiert die Familie und ihre Beziehungen, der fünfte die Kreativität. Die letzten beiden Bilder gehören in die Sphäre des Geistigen: der sechste Aspekt widmet sich der Fähigkeit der Fantasie, während der siebte und letzte der Unendlichkeit und dem Göttlichen zugeeignet ist.
Die theatrale Reflexion über die sieben Aspekte des Lebens bildet eine Metapher für die Entwicklung jedes Einzelnen als körperlich, seelisch und geistig einzigartiges Wesen.
Teatro Fringe wurde in Terni/ Italien von der Kunsttherapeutin und Regisseurin Sabina Proietti gegründet. Die Gruppe experimentiert mit neuen Formen von Beziehungen und Sprache, erforscht die Kreativität jedes Einzelnen und die Vielfalt der Individuen. Grenzen werden erweitert. Eine neu erfundene Welt entsteht: das einzig glaubwürdige Theater, in dem der Körper nicht mehr lügen kann.
Kuratiert vom Kulturreferat der Stadt Narni