Norman Grotegut
Von Karl May über Buffalo Bill, von Edward TwoTwo bis Sitting Bull: woher kommt die Begeisterung der Deutschen für die indigene Bevölkerung Nordamerikas? Welche Sehnsüchte, welche Bedürfnisse bedienen sie? Welche Projektionsfläche für das eigene Selbst bieten sie?
Was für viele eine schöne Erinnerung an die eigene Kindheit ist, ist gleichzeitig ein problematisches Narrativ voller Ausbeutung und Vorurteile. Im Verlauf der Geschichte wurden die Native Nations immer wieder romantisiert und instrumentalisiert. Nicht nur die Nazis machten sich die verklärten Vorstellungen über sie zunutze, auch in der ehemaligen DDR oder bei den Studenten-Revolten der 68er wurden ihre Belange häufig Mittel zum Zweck. Ob bewusst oder nicht: die eurozentristische Sichtweise dominiert auch heute noch unseren Blick.
Pandora Pop zeigt, warum es sich lohnt, vertraute Denk- und Handlungsmuster aufzuspüren und abzulegen, wie man miteinander in kulturellen Austausch kommt und warum das für unsere Gesellschaft aktuell so wichtig ist. Dafür hat das Kollektiv mit Indigenous Peoples aus den USA und Kanada über ihre Erfahrungen in Deutschland gesprochen und Interviews mit Expert*innen des Fachgebiets geführt. In Frontier stellen sie sich gemeinsam den Geistern der Vergangenheit, sprechen über kulturelles Erbe und imaginieren die Zukunft als Indigenous Futurism Sci-Fi Abenteuer.
From Karl May to Buffalo Bill, from Edward TwoTwo to Sitting Bull – where does the Germans’ enthusiasm for the Indigenous peoples of North America come from? What longings and needs do they satisfy? What projection surface for ones’ self do they offer?
For many a fond memory of their own childhood is a problematic narrative full of exploitation and prejudice at the same time. Throughout history, the Native Nations have repeatedly been romanticized and instrumentalized. Not only the Nazis took advantage of the transfigured ideas about them, but also during the student revolts of 1968 or in the former GDR, their interests often became a mere means to an end. Whether consciously or not, the Eurocentric perspective still dominates our view today.
Pandora Pop shows why it is worth tracking down and discarding familiar patterns of thought and action, how to establish cultural exchange with one another and why this is currently so important for our society. Thus, the collective spoke to Indigenous peoples from the USA & Canada about their experiences in Germany and conducted interviews with experts in the field. In FRONTIER, they face the ghosts of the past together, talk about cultural heritage and imagine the future as an Indigenous Futurism Sci-Fi adventure.
Sprache | Language: Deutsch, Englisch | German, English
Dauer | Duration: 80 Min
Pandora Pop wurde 2004 von Absolventinnen des Dartington College of Arts und der Universität Hildesheim gegründet. Die Gruppe setzt auf die künstlerische Verschränkung dokumentarischer Anteile mit fiktionalen Erzählungen unter Nutzung popkultureller Elemente und Videoeinspielern. Von 2018-2022 erhielt Pandora Pop die Doppelpass-Förderung der Kulturstiftung des Bundes, sowie das RELOAD-Stipendium. Seitdem entstanden mehrere Produktionen in München und Umgebung, u.a. High Noon und der Audiowalk The Woid über das Verhältnis von Mensch und Wald. Mit der Produktion The Heat über die amerikanisch-mexikanische Grenze war Pandora Pop 2022 zuletzt am Hoch X zu Gast.
Mit freundlicher Unterstützung durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München und den Bezirk Oberbayern. Gefördert durch den Verband freie Darstellende Künste Bayern e.V. im Rahmen der Prozessförderung des „Förderpakets Freie Kunst 2024“ mit Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst.